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Frühe Ortsgeschichte

Grabbeigaben

Altenkunstadt liegt im östlichen Obermainbogen, am Südrand des Maingrundes auf leicht ansteigender Anhöhe. Die Tallandschaft um den Großen Kordigast, den  Altenkunstadter Hausberg, ist nach Ausweis mehrerer merowingerzeitlicher-frühkarolingischer Ortsfriedhöfe die älteste frühmittelalterliche Siedlungskammer am Obermain. Dies wurde auch bei archäologischen Nachgrabungen im Chor der Altenkunstadter Pfarrkirche im Jahre 1982 mit der Aufdeckung eines vorkirchlichen Ortsfriedhofes aus dem 8./9. Jahrhundert bestätigt. Daraus ergibt sich zwangsläufig die Existenz eines mindestens gleichaltrigen zugehörigen Wohnplatzes.

Der erlesene Silberschmuck, der in den Frauengräbern dieses Bestattungsplatzes gefunden wurde, spricht für die Annahme eines Hofgutes, aus dem sich der urkundlich fassbare Ortsteil Lindach, 1307 villa Lintech, entwickelte. Dieser Gutshof des frühen 8. Jahrhunderts am Kirchberg wird auf Grund der politischen Lage in diesem Grenzraum als Amtsgut des mainfränkisch-thüringischen Herzogtums der Hedene in Händen eines Familien- oder Sippenmitglieds oder aber auch eines adeligen Vasallen, der hier im Auftrag des Herzogs amtierte, angesehen werden dürfen. Die als Grabbeigabe im Begräbnisplatz auf dem Kirchberg aufgefundene Silberperle weist eindeutig in den Wormser Raum, sodass Beziehungen zum rheinischen Großadel angenommen werden.

Die erste urkundliche Erwähnung von (Alten-)Kunstadt ist leider nur undatiert im Fuldaer Codex Eberhardi aus der Mitte des 12. Jahrhunderts überliefert: Eine adelige Dame namens Blitrud schenkt den Herrschaftshof (villa) Kunestat an das Bonifatiuskloster Fulda. Da die genannte Blitrud als personengleich mit einer im Fuldaer Totenbuch zum Jahre 851 eingetragenen Blidthrud angesehen werden kann, wird man die Ersterwähnung von Kunstat in die 1. Hälfte des 9. Jahrhunderts setzen dürfen.

Neben der bereits genannten Ursiedlung Lindach erscheint hier also ein zweiter, etwas jüngerer Siedlungsplatz mit dem Namen Kunstat. Der dem Ort Kunstadt Namen gebende Kuno dürfte höchstwahrscheinlich identisch sein mit dem Grafen Kunibert/Guntbert aus der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts, der den Nachfahren des Thuring, welcher ein Sohn des letzten mainfränkischen Herzogs Heden II. war, zugeordnet wird. Durch den genannten Grafen kommt es nach der Mitte des 8. Jahrhunderts zur Bildung einer Großgrundherrschaft mit dem Fronhof Kunstat.